Inzwischen verbinde ich viele Arbeiten im Alltag mit Karate. Heute zum Beispiel wollten meine Tochter und ich Holz sägen. Es waren nicht allzu starke Äste und doch war es ein gutes Stück Handarbeit.
Irgendwann hatte ich Zeit zum Nachdenken und ich verglich es mit den Anweisungen im Karate.
Im Vorfeld wurde „der Gegner“, also das Holz geprüft. Fragen, wie zum Beispiel welche Gewichte konnte ich zu meinem Vorteil nutzen, wo sind die besten Schnittstellen ohne Astansätze und nutze ich die Astschere oder die Säge habe ich mir gestellt. Um einen festen Stand zu haben, stand ich Schulterbreit manchmal im Kiba Dachi und manchmal im kurzem Zenkutsu Dachi. Bei dem Zenkutsu Dachi drückte ich abwechselnd das linke oder das rechte Knie gegen den Sägebock und sägte jedoch immer mit der rechten Hand. Also arbeitete ich manchmal im „Oi Zuki“ und manchmal im „Gyaku Zuki“ . Dann achtete ich auf meine Schultern. Sie durften nicht verspannt sein, um möglichst lange durchzuhalten. Die rechte Hand führte gleichmäßige Sägebewegungen aus. Von meiner Ausbildung vor langer Zeit wusste ich noch: Stark nach vorn, locker zurück unter Nutzung des gesamten Sägeblattes. Dabei waren die Bewegungen gerade nach vorn und wieder zurück sehr wichtig, da sonst die Säge verkantete. Dies wiederum ist nur möglich, wenn man gerade zum “Gegner” also zum Holz steht und beide Füße in dessen Richtung zeigen. Mit der linken Hand wurde das Holz fixiert. Wichtig hierbei natürlich auch die entspannte Schulter, aber dennoch ein fester Griff nur aus dem Handgelenk. Um möglichst effektiv zu arbeiten war der richtige Rhythmus ausschlaggebend.
Arbeiten durch solche Gedanken mit Karate zu verknüpfen sind für mich das, was für andere zum Beispiel das Radio ist. Sie begleiten mich durch meinen Tag.
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